Basalganglienerkrankungen und ihre Demenzen

(1-Tages-Fortbildung)

Ausgangspunkt sind die Anatomie und Funktion der Basalganglien: Was passiert, wenn es in diesen Strukturen zu degenerativen oder nicht-degenerativen Erkrankungen kommt? Welche Auswirkungen zeigen sich auf Motorik und Kognition bei diesen Patienten?

Dargestellt werden zunächst verschiedene Basalganglienerkrankungen sowie demenzielle Syndrome, verbunden mit der Fragestellung, in welcher Kombination und mit welcher kognitiven Symptomatik diese vorkommen. Neben kognitiven werden zudem sprechmotorische, dysphagische und sprachliche Auffälligkeiten sowie deren Zusammenhänge besprochen.

Für die Diagnostik von Kognition, Dysarthrien und Schluckstörungen bei Basalganglienerkrankungen gibt es derzeit diverse Screenings, die kurz vorgestellt werden sollen. Den Abschluss bilden therapeutische Möglichkeiten, wobei der Bogen vom LSVT Training bis hin zu Kognitivem Training reicht. Die Diskussion realistischer Therapieziele in Abhängigkeit von der Art der Erkrankung (degenerativ versus nicht-degenerativ), therapeutische Grenzen, aber auch zahlreiche Möglichkeiten des kompensatorischen und kompetenzerhaltenden Trainings bilden den Abschluss des Workshops.

Grit Mallien

  • Geboren 1971, zwei erwachsene Söhne
  • Studium der Patholinguistik an der Universität Potsdam
  • von 1998-2012 Leiterin der Abteilung Logopädie der Parkinsonklinik in Beelitz-Heilstätten, seit 2013 in eigener Praxis tätig
  • Promotion zum Thema „Dysarthrie bei PSP“
  • LSVT LOUD Trainerin, LSVT BIG Referentin und Mitglied der LSVT Academy

Dr. Maria-Dorothea Heidler

  • geboren 1972 in Berlin
  • von 1991-1996 Studium der Sprechwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • seit 1996 in der neurologischen Rehabilitation als Sprachtherapeutin tätig
  • 2005 Promotion zum Thema „Kognitive Dysphasien“

Termine:

The communication academy Berlin 21.3.2020 Berlin
The communication academy Berlin 29.5.2021 Berlin
KIST 26.11.2021 Hannover

Differenzialdiagnostische Betrachtungen zur Dysarthrie- und Dysphagietherapie bei IPS & APS – M. Parkinson im Fokus.

Zielgruppe:

SprachtherapeutInnen, die schon mal einen Menschen mit Parkinson gesehen haben.

Kursbeschreibung und Fortbildungsziele:

Sprechstörungen (Dysarthrien) treten im Rahmen der Idiopathischen Parkinsonerkrankung (IPS) aber insbesondere auch bei Atypischen Parkinsonsyndromen (APS) sehr häufig auf. Im Laufe der Erkrankung entwickeln bis zu 90% der Betroffenen eine Stimm- und Sprechstörung. Bei manchen Patienten ist eine veränderte Stimme sogar das erste Krankheitszeichen. Leider wirkt die medikamentöse Therapie beim Sprechen in der Regel kaum. Auch die Tiefe Hirnstimulation (DBS) führt zu sehr unterschiedlichen Resultaten hinsichtlich des Sprechens, häufig zu einer Verschlechterung. Die einzige Möglichkeit, das Sprechen zu verbessern, ist die evidenzbasierte Sprechtherapie, wobei das LSVT-LOUD Konzept den „golden standard“ darstellt. Um die passende Therapiemethode auszuwählen, ist es wichtig, den primären Parkinson (MP) von den verschiedenen atypischen Parkinsonsyndromen (PSP/ MSA/ CBS) zu unterscheiden.

Dieser Kurs vermittelt Ihnen den theoretischen Hintergrund zu dieser differentialdiagnostischen Unterscheidung und versucht dysarthrische „red flags“ anhand von Videobeispielen zu verdeutlichen.

Desweiteren zeigen sich im Rahmen der Parkinsonerkrankung zum Teil auch ausgeprägte Schluckstörungen (Dysphagien), die oftmals erst nach der ersten Lungenentzündung diagnostiziert werden und bei Nichtbeachtung zu lebensbedrohlichen Umständen führen können. Der MDT-Online wird hier als wichtiges Diagnose-Tool vorgestellt und ist eingebettet in ein Update zu den „latest news“ der Dysphagiediagnostik und –therapie bei IPS und APS.

Dieses Seminar soll dazu beitragen, zielgerichtete Therapiestrategien zur Behandlung der Sprech- und/ oder Schluckstörungen im Rahmen einer Parkinsonerkrankung kennenzulernen, um die Betroffenen so vor sozialer Isolation zu schützen und ihnen zu helfen, ihre Lebensqualität zu sichern.

Termine

dbs-Symposium 7./8.2. Dortmund
Logomania 29.2./ 1.3. München
S0! 28./29.3. Bad Heilbrunn
Institut für Integrative Fortbildung 6./7.6 Münster

Mutismustherapie – eine Gratwanderung?

Ist Mutismus „selbstgemacht“, vererbt oder Trotz? Und ab wann ist er (s)elektiv? Trägt Mutismus Grundzüge des Autismus? Wie stark sind die Auswirkungen auf die Familie und wie schwer betroffen ist der Mutist selbst? Ab wann ist eine Therapie notwendig oder verwächst sich das – aber was eigentlich? Das Schweigen, die Schüchternheit, die Angststörung, die Antriebsstörung, die „Bockigkeit“?

Wer von Mutismus betroffen ist  – Mutist oder Elternteil – spürt das Gefühl der Ohnmacht, das sich vor allem bei den Zuschauern einstellt. Der Betroffene manövriert sich unter den Augen Aller in ein gesellschaftliches und soziales Aus. Dass noch heute renommierte Fachleute von einer „Trotzphase“ reden, verwundert. Mutismus ist mehr als Schüchternheit oder eine Art von  „Gelassenheit“. Die Zeit läuft und zwar seit dem frühen Kindheit, denn viele Betroffene starten ihre „Karriere“ bereits im Kindergartenalter. „Mutismus hat aber keine Zeit“ (Boris Hartmann). Schweigen bedeutet Isolation und Einsamkeit und kann im schlimmsten Fall zu Depression und angstinduzierter Selbstgefährdung führen.

Die Fachliteratur ist derzeit noch sehr divers und meines Erachtens nicht immer zielführend. Es gibt vor allem Falldarstellungen, so genannte Kasuistiken. Studien zu Behandlungsverläufen sind in den meisten Fällen nicht evidenzbasiert und größtenteils sehr unspezifisch. Das System „Mutismus“ hat ja noch nicht mal einen eigenen Sendeplatz in der Logopädie, in der Neuropsychologie hingegen auch nicht.

Ich arbeite in meiner Praxis seit 7 Jahren mit (selektiven) Mutisten nach dem Konzept der „Systemischen Mutismus Therapie“ (SYMUT®), entwickelt von Dr. Boris Hartmann, dem Mutismus-Experten in Deutschland. Diese direktive Behandlungsmethode ist auf das Sprechen ausgerichtet und das kann und muss das einzige Ziel sein, Betroffene zurück zur verbal basierten Kommunikation zu bringen. „Safe places“ finden in unserer Gesellschaft leider wenig Akzeptanz und Schweigen ist ein „Charakterzug“, der sehr schnell auf Ablehnung stößt. Schweigen ist ein gesellschaftliches NoGo!

Bei der Arbeit mit meinen Patienten über alle Altersklassen hinweg fällt auf, dass Erziehungsmuster des familiären Systems das Schweigen oftmals noch triggern. Verhaltensmaximen nach dem in Tel Aviv entwickelten Prinzip der New Authority sollen Eltern aber auch Kindern und Jugendlichen helfen aus dem Schweigen auszubrechen und den Weg zurück in die „normale Alltagskommunikation“ zu finden. Dieses Training ist ein Programm, das von einer Gruppe von Therapeuten und Wissenschaftlern um Idan Amiel und Prof. Haim Omer am Schneider Medical Center in Tel Aviv, Israel, entwickelt wurde. Es basiert auf dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation.

Mutismus ist kein Zufall, aber auch kein Schicksal. Man muss sich dem Schweigen aktiv entgegenstellen, so früh wie möglich – für das Recht eines Jeden auf verbale Interaktion und das Sein als „sprach- und vernunftbegabtes Tier“ – für das Recht auf Menschsein.

Grit Mallien (PhD)

Termine

KIST 27.11.2021 Hannover

Literatur

  1. Baumann, T., Tolnay, M. & Monsch, A. (2009): Primär progressive Aphasie: Erinnern ohne Sprache. Schweizerisches Medizin-Forum 9: 646-650
  2. Fox, C., Ebersbach, G., Ramig, L. & Sapir, S. (2012): LSVT LOUD and LSVT BIG: Behavioral treatment programs for speech and body movement in Parkinson disease. Parkinson’s Disease 12: Article 391946
  3. Gutzmann, H. & Brauer, T. (2007): Sprache und Demenz. Idstein: Schulz-Kirchner
  4. Heidler, M.-D. (2010): Mikrografien. Ursachen, Vorkommen und Interventionsmöglichkeiten. Nervenheilkunde 7-8: 477-481
  5. Heidler, M.-D. (2010): Sprachtherapie bei progressiver supranukleärer Blickparese (PSB). LOGOS Interdisziplinär 18: 192-198
  6. Heidler, M.-D. (2011): Sprachstörungen bei Morbus Parkinson – aphasisch oder dysexekutiv? Sprache – Stimme – Gehör 35: 157-163
  7. Heidler, M.-D. (2012): Die Auswirkungen von Frontalhirnläsionen auf Sprachverarbeitungsprozesse – ein Überblick. Sprache – Stimme – Gehör 36: 87-93
  8. Heidler, M.-D. (2015): Demenz. Einteilung, Diagnostik und therapeutisches Management. Idstein: Schulz-Kirchner
  9. Poewe, W., Seppi, K., Tanner, C.M., Halliday, G.M. et al. (2017): Parkinson disease. Natural Reviews Disease Primers 3: Article 17013
  10. Ramig, L., Sapir, S., Fox, C. & Countryman, S. (2001): Changes in vocal intensity following intensive voice treatment (LSVT®) in individuals with Parkinson disease: A comparison with untreated patients and normal age-matched controls. Movement Disorders 16: 79-83
  11. Ramig, L. & Fox, C. (2012): The integral role of speech production in the science and treatment of Parkinson’s disease. Movement Disorders 27: 811-813
  12. Zwiller, S., Sollberger, M. & Monsch, A.U. (2007): Neuropsychologie der corticalen und subcorticalen Demenzen. So schätzen Sie Ihre Demenz-Patienten richtig ein. Geriatrie Praxis 3: 14-17